Ponyleben Westernreiten

Welche Kopfstücke und Zügel gibt es beim Westernreiten?

Verglichen zu der klassischen Reitweise gibt es im Westernreiten eine Vielzahl an Kopfstücken und Zügeln, die zum Einsatz kommen können. Jede dieser Komponenten spielt eine entscheidende Rolle für die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd und hat eine unterschiedliche Wirkungsweise. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Arten von Zäumungen, Kopfstücken und Zügeln, die beim Westernreiten verwendet werden und erläutern ihre spezifischen Funktionen und Einsatzgebiete.

Was ist der Unterschied vom Snaffle-Bit zum Bit?

Bevor wir uns einen Überblick über die Zügel und Kopfstücke im Westernreiten machen können, unterscheiden wir zuerst die Hauptarten von Gebissen. Wie im klassischen Reitsport auch, gibt es auch im Westerneiten eine riesige Bandbreite an verschiedensten Gebissen. Grob können sie jedoch in zwei Kategorien eingeteilt werden:

Die Snaffle-Bits

Ein Snaffle Bit, auch als Wassertrense bekannt, ist ein klassisches Gebiss, das direkten und gleichmäßigen Druck auf die Mundwinkel (Zunge und Kiefer) des Pferdes ausübt. Es besteht aus einem Mundstück, das sowohl eine durchgehende Stange, als auch einfach oder doppeltgebrochen mit einem Zwischenstück sein kann. Die Ringe an den Seiten der Wassertrense können sowohl rund, als auch wie ein “D-Ring” bei einem Olivenkopfgebiss sein und sind im Westernreiten gerne mit einem Muster verziert.

Snaffle Bit mir verzierten Gebissringen. Foto und Snaffle Bit von der RidingBoutique.

Die Bits

Auch wenn der Begriff “Bit” allgemein für jedes Gebiss verwendet werden kann, so wird er im Westernreiten häufig für die Bezeichnung der Westernkandare verwendet. Eine Westernkandare ist genauer gesagt ein Curb Bit oder ein Bit with Shanks (also ein Gebiss mit Anzügen). Wie bei einer klassischen Kandare auch wird hier in der Einwirkung eine Hebelwirkung genutzt. Durch die Anzüge am Mundstück übt es Druck auf verschiedene Punkte aus: das Pferdemaul, das Kinn und das Genick.

Der Unterschied zu einer klassischen Kandare ist, dass im Westernreiten keine Unterlegtrense für die Kandare genutzt wird. Außerdem werden Westernpferde auf Kandare einhändig, also mit nur einer Hand an den Zügeln geritten.

Curb Bit mit punzierten Shanks (Anzügen) von der RidingBoutique.

Das Bosal

Das Bosal ist eine gebisslose Zäumung, die aus der altkalifornischen Reitweise kommt. Es besteht aus einem mit Rohhaut umflochtenen Kern, der im Idealfall ebenfalls aus Rohhaut besteht. Genau genommen wird unter dem Bosal lediglich das Nasenstück bezeichnet, zusammen mit einer Mecate und einem Hanger bildet es dann die gebisslose Zäumung. Diese kommt im Westernreiten vor allem bei jungen Pferden in der Ausbildung zum Einsatz. Es wirkt durch den Nasenrücken des Pferdes und die Zügelpaare an den Halsseiten des Pferdes ein.

Jetzt, wo wir den Unterschied zwischen den beiden Gebissen und dem Bosal kennen, können wir mit den verschiedenen Kopfstücken fortfahren. Ein großer Unterschied zu den klassischen Zäumungen ist, dass es im Westernreiten keine Nasenriemen oder Sperriemen gibt. Es kann zwar im Training – vor allem bei jungen Pferden ein sogenannter “Mouth Closer”, also ein Nasenriemen (kein Sperriemen!) zum Einsatz kommen, dies ist bei Zäumungen mit Gebiss allerdings nicht vorgesehen und auf Turnieren nicht als Ausrüstungsgegenstand zugelassen. Lediglich das Bosal und andere gebisslose Zäumungen sind mit einer Art Nasenriemen ausgestattet.

Die verschiedenen Kopfstücke im Westernreiten

1. Browband Headstall – Das Stirnband-Kopfstück

Das Browband Headstall, also ein Kopfstück mit einem klassischen Stirnriemen bietet eine stabile und gleichmäßige Passform. Sie sind immer mit einem Kehlriemen ausgestattet. Daher wird diese Art von Kopfstück häufig mit einem Snaffle-Bit kombiniert. Sie können aber auch mit einem Curb Bit genutzt werden.

Auch von den Kopfstücken mit Stirnband gibt es verschiedene Varianten: Ein V-Stirnband, ein gerades Stirnband oder ein Futurity-Kopfstück. (ein unten geknotetes Stirnband) Wie vom Westernreiten bekannt, können diese sowohl silberne Verzierungen, als auch Rohhaut- oder Lederverzierungen haben.

2. One Ear Headstall – Das Ein-Ohr-Kopfstück

Das One Ear Headstall ist ein Kopfstück mit einem Ohr-Loop, das über ein Ohr des Pferdes gelegt wird. Sie sind nicht mit einem Kehlriemen ausgestattet, wodurch sie nicht für die Nutzung mit einem Snaffle-Bit vorgesehen sind. Auf Turnieren sind sie auch in Kombination mit einem Snaffle-Bit nicht zugelassen. Ein-Ohr-Kopfstücke werden demnach nur in Kombination mit einer Westernkandare genutzt.

Optisch ist alles möglich: Verschiedene Lederfarben, Rohhaut- oder Silberverzierungen, Glitzersteine oder verschiedenste Conchos und Punzierungen.

3. Two Ear Headstall – Das Zwei-Ohr-Kopfstück

Das Zwei-Ohr Kopfstück ist ähnlich wie das Ein-Ohr-Kopfstück, besitzt aber zwei Ear-Loops, wovon jedes davon über ein Pferdeohr gelegt wird. Sie sind nicht mit einem Kehlriemen ausgestattet, wodurch sie nicht für die Nutzung mit einem Snaffle-Bit vorgesehen sind. Mit einem nachgerüsteten Kehlriemen (hier wäre auch eine Schnur oder ein Schnürsenken ausreichend) dürfen sie auch mit einem Snaffle-Bit auf Turnieren genutzt werden. Im Regelfall werden Zwei-Ohr-Kopfstücke aber in Kombination mit einer Westernkandare genutzt.

Optisch ist hier natürlich wieder alles möglich: Verschiedene Lederfarben und Punzierungen, Rohhaut- oder Silberverzierungen, Glitzersteine oder verschiedenste Conchos.

4. Ein Bosal-Hanger

Ein Bosal Kopfstück wird als Bosal Hanger (oder auch Bosal Hänger) bezeichnet und wird, wie der Name schon sagt zusammen mit einem Bosal verwendet. Der Unterschied von einem Bosal Hanger zu einem klassischen Kopfstück ist, dass es sich hierbei lediglich um einen schmalen Lederriemen handelt, der am Bosal befestigt wird. Dieses besondere Kopfstück kommt ohne Stirnriemen oder Ear-Loops aus und besteht demnach lediglich aus einem Genickriemen. Wenn er sich zu dicht an den Augen des Pferdes befindet, kann auch eine Art Kehlriemen (ebenfalls ein schmaler Lederriemen) am Bosal Hanger befestigt werden.

Die verschiedenen Zügel im Westernreiten

1. Die Split Reins

Die Split Reins sind die ganz klassische Art von Westernzügeln. Sie bestehen aus zwei separaten Zügeln, die unabhängig voneinander in den Händen des Reiters gehalten werden können oder aber auch in der einhändigen Reitweise in nur einer Hand zum Einsatz kommen. Split Reins, also die offenen Zügel, können in allen Disziplinen des Westernreitens eingesetzt werden. Beidhändig nutzt man sie mit einer sogenannten Zügelbrücke: das linke Zügelende wird auf die rechte Seite gelegt und das rechte Zügelende auf die linke, beide Zügel werden in beiden Händen gehalten, sodass zwischen den Händen/ über dem Pferd eine “Brücke” aus beiden Zügeln entsteht. Wenn sie einhändig verwendet werden, dann verlaufen beide Zügelenden auf der Seite der zügelführenden Hand.

Split Reins gibt es in verschiedenen Stärken, die gängigsten sind 1/2 Zoll, 3/4 Zoll und 5/8 Zoll oder auch mit verstärkten Zügelenden, damit sie ruhiger in der Hand liegen.

Foto und Split Reins mit Punzierung von Horse & Silver.

2. Die Romal Reins

Romal Reins, kurz auch Romals genannt, sind eine Zügelvariante, die vor allem in den Ranch-Klassen verwendet werden. Die Romal Reins können nur einhändig in Kombination mit einem Curb Bit geführt werden. Sie bestehen aus zwei kürzeren Zügeln, die die Verbindung zum Gebiss herstellen und gehen in einen einzelnen Zügel, den sogenannten Romal, über. Die Verbindung zum Maul übernimmt die eine Reiterhand, während die andere Hand verwahrend das lange Zügelende festhält.

Romals sind normalerweise aus Leder oder Rohhaut gefertigt und haben am Ende eine Quaste – häufig aus Leder. An den Romal Reins sind auch gerne Verzierungen aus silber, Rohhaut oder anderen Materialien zu finden und sind dadurch auch ein auffälliges und gern genutztes “Accessoire” auf Turnieren und Shows.

Bild und Romals vom Horsemens-Shop.

3. Die Mecate

Die was? Eine Mecate ist ein vielseitiger Zügel, der aus einem langen, geflochtenen Seil besteht. Häufig bestehen Sie aus echtem Pferdehaar, mittlerweile sind sie aber auch häufig aus Baumwolle oder Nylon zu finden. Eine Mecate wird normalerweise mit einem Bosal, also der gebisslosen Zäumung verwendet. Da die Mecate lediglich ein langes Seil ist, das an einem Ende häufig einen Leder-Popper und am anderen eine Quaste besitzt, muss die Mecate erst mit einem speziellen Knoten am Bosal befestigt werden.

Foto und Echthaar-Mecate vom Saddle House.

Slobber Bars und Slobber Straps

Durch sogenannte “Slobber Bars” oder “Slobber Straps” ist es aber auch möglich eine Mecate an ein normales Gebiss anzubringen. Sie können aber auch mit normalen Zügeln verwendet werden, um das Gewicht der Zügel zu erhöhen und eine ruhigere Zügelführung zu ermöglichen. Außerdem verhindern Slobber Bars, dass der Speichel des Pferdes beim Reiten nicht direkt auf die Naturmaterialien (wie das Echthaar der Mecaten) fließt, sondern vom Leder abgefangen wird.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch eine Vielzahl weiterer Gebisse, Kopfstücke und Zügelarten im Westernreiten. Mit dieser Auflistung kennst du jetzt aber die wichtigsten und verbreitesten Arten von Kopfstücken und Zügeln im Westernreiten. Was davon nutzt du für dein Pferd? Und warum? Ich bin gespannt und freue mich, von dir zu hören! Wenn du noch Fragen hast, dann stell sie doch gern hier in den Kommentaren oder schreibe mir einfach bei Instagram! Ich freue mich immer sehr über den gemeinsamen Austausch.

Bis zum nächsten Mal! Deine Eva & die Handvoll Hufeisen

FAQ – Zügel und Kopfstücke im Westernreiten

Was ist der Unterschied vom Snaffle-Bit zum Bit?

Ein Snaffle-Bit bezeichnet die klassische Wassertrense, also ein einfaches Gebiss, das direkten Druck auf die Mundwinkel des Pferdes ausübt. Unter einem Bit kann jede Art von Gebiss verstanden werden. Beim Westernreiten wird es aber für die Bezeichnung eines Curb Bits oder Bit with Shanks, genutzt. Ein Bit ist eine Westernkandare, also ein starres Gebiss mit Schenkeln. Es funktioniert ohne Unterlegtrense und wirkt durch die Hebelwirkung nicht nur Druck auf die Mundwinkel, sondern auch das Genick und das Kinn des Pferdes aus.

Was sind Romal Reins oder Romals?

Romal Reins, kurz auch Romals genannt, werden vor allem in den Ranch-Klassen verwendet und können nur einhändig geführt werden. Sie bestehen aus zwei kürzeren Zügeln, die die Verbindung zum Gebiss herstellen und gehen in einen einzelnen Zügel, den sogenannten Romal, über. Romals sind normalerweise aus Leder oder Rohhaut gefertigt.

Was sind Split Reins?

Split Reins, also offene Zügel, sind die klassische Art von Westernzügeln. Die Split Reins bestehen aus zwei separaten Zügeln, die unabhängig voneinander in den Händen des Reiters gehalten werden oder in der einhändigen Reitweise in nur einer Hand zum Einsatz kommen. Beidhändig nutzt man sie mit einer sogenannten Zügelbrücke. Es gibt sie in verschiedenen Stärken, die gängigsten sind 1/2 Zoll, 3/4 Zoll und 5/8 Zoll.

Was ist eine Mecate?

Eine Mecate besteht aus einem langen, geflochtenen Seil aus echtem Pferdehaar, Baumwolle oder Nylon. Sie wird normalerweise mit einem Bosal, also der gebisslosen Zäumung, verwendet. Da die Mecate lediglich ein langes Seil ist, das an einem Ende einen Leder-Popper und am anderen eine Quaste besitzt, muss die Mecate erst mit einem speziellen Knoten am Bosal befestigt werden.

Was sind Slobber Bars und Slobber Straps?

“Slobber Bars” oder “Slobber Straps” sind Verbindungsstücke aus Leder, die es ermöglichen eine Mecate an ein normales Gebiss anzubringen. Sie können aber auch mit normalen Zügeln verwendet werden. Außerdem verhindern Slobber Bars, dass der Speichel des Pferdes beim Reiten nicht direkt auf die Naturmaterialien (wie das Echthaar der Mecate) fließt, sondern vom Leder abgefangen wird.

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