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Selbstversorger Pferdestall – Traum oder Alptraum?

Pferde im Selbstversorger Pferdestall

Welcher Pferdemensch träumt nicht davon? Ein Selbstversorger Pferdestall, am Besten direkt am eigenen Haus. Die eigenen Pferde immer in der Nähe zu haben und alles über Haltung und Fütterung selbst zu bestimmen. Für mich durfte sich dieser Traum vor einigen Jahren erfüllen und ich möchte…

es mittlerweile keinesfalls mehr ändern. Ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen, die Pferde in einen Pensionsstall zu stellen und dementsprechend auch Abstriche auf Kosten der Pferde machen müssen. Warum aber manchmal doch nicht alles nur ein Traum ist einen Selbstversorger Stall zu haben, das erzähle ich euch jetzt!

Die Pferde am Haus halten – Ein Traum wird wahr

Ich habe es mir immer gewünscht, die Pferde am Haus halten zu können. Alles selbst entscheiden und „besser machen“ als der Stall in Vollpension. Es gibt in Pensionsställen schließlich immer Regeln, Einsteller oder Sachen, die einem nicht gefallen. Sei es, dass die Pferde zu wenig auf die Koppel kommen, zu wenig Heu gefüttert wird, die Halle zu klein ist oder das Klima unter den Stallkollegen  einfach nicht stimmt, irgendwas gibt es überall.

Es ist ja auch schwierig es jedem Recht zu machen, in einem Pensionsstall muss sich der Stallbetreiber um viele Wünsche und Anregungen kümmern, dass es da nicht immer für jeden perfekt sein kann, ist völlig normal. Ich wollte es Zuhause immer alles anders machen, so dass es für mich – oder besser gesagt für die Pferde perfekt ist. Ich wollte mich nicht nach Regeln richten, die nach meinem Empfinden auf Kosten des Pferdes waren. Aber wer oder was ist schon perfekt? Klar, machen wir vieles anders und meiner Meinung nach auch besser, perfekt ist es aber auch bei uns keineswegs. Ich bin froh darüber, dass wir die Pferde bei uns am Haus haben und entscheiden können, wie viel Heu und Kraftfutter sie bekommen, welche Einstreu wir für die Boxen verwenden, wie lange die Pferde auf der Koppel verbringen und und und. Aber zu welchem Preis?

Pferde in Eigenregie halten – unter einem Dach mit deinem Pferd

Größtenteils ist es ein Segen so dicht mit seinen Pferden zusammenzuleben und bestimmen zu können, abends vor dem schlafen gehen noch einmal schnell in den Stall zu huschen und den Liebling zu kuscheln oder beim Mittagessen seine Pferde zu beobachten. Leider ist nicht immer alles schön, allein wenn man bedenkt, dass man mindestens zwei mal am Tag zu den Pferden muss. Heu und Kraftfutter geben, Wasser kontrollieren, Boxen misten und einstreuen, Pferde rein und rausstellen, Paddocks oder Weiden absammeln, Zäune kontrollieren und und und.

Und das JEDEN Tag, völlig egal ob du heute schon um 5Uhr morgens aufstehen musstest, oder erst um 23Uhr nach Hause kommst, ob du krank bist und es dir schlecht geht oder das Wetter nicht mitspielt. Die Arbeit nimmt dir leider niemand ab. Ich bin wirklich jemand dem die Stallarbeit schon immer viel Spaß gemacht hat und ich mache gerne die Boxen sauber oder das Paddock, es gibt aber einfach Tage an denen man die Arbeit gern abgeben würde. Glücklicherweise mache ich das ganze ja nicht allein, sondern zusammen mit meinen Eltern. So sind wir immerhin zu dritt und können uns die Arbeit aufteilen. Jeder hat seine Aufgaben. Es gibt bei allem ein Für- und Wider aber man muss sich bei einer solchen Entscheidung einfach bewusst sein wie viel Abriet dahintersteckt und das man auch mal zurückstecken muss.

Selbstversorger Stall – ein Traum?

Ich vermute, dass so ein Stall in Eigenregie der Traum vieler Pferdemenschen ist. Mal davon abgesehen, dass man den Pferden beim Mittagessen auf den Hintern schauen kann und viel Freiheiten in der Gestaltung der Pferdehaltung hat, entwickelt man ein ganz anderes Verhältnis zu seinen Pferden. Ich habe immer das Gefühl, dass sie viel mehr zur Familie gehören. Sie sind einfach vielmehr in das tägliche Leben integriert und es ist mehr als ein „Ich fahr mal schnell zum reiten“.

Ich finde es total wichtig zu wissen, dass meine Pferde genug Futter bekommen und vor allem auch hochwertiges Futter bekommen. Sollte mal etwas nicht stimmen, dann sieht man das sofort und kann das Problem beheben. Bei Diego hatten wir auch immer das Problem mit der Staub-Allergie, er reagierte sehr akut mit Husten und Schleim auf Heu- und Strohstaub, weswegen er bei uns nur noch auf Holzpellets steht und nasses Heu bekommt. Im Pensionsstall, in dem wir früher standen war das so leider gar nicht möglich und kaum umsetzbar. Auch die Medikamentengabe oder Versorgung der Pferde bei Krankheit gestaltet sich natürlich um Längen einfacher, wenn man nur nochmal schnell im Schlafanzug in den Stall huschen muss.

Ich bin unendlich froh, dass ich weiß was unsere Pferde an Futter bekommen und mir absolut sicher sein kann, dass Sie die richtige Menge und das richtige Futter erhalten. Ich habe keine Stallkollegen Zuhause, auf der einen Seite heißt das natürlich, dass ich „immer alleine“ bin, gemeinsame Ausritte oder lustige Abende mit der Stallgemeinschaft fallen hier natürlich weg. Auf der anderen Seite kann das aber auch eine Menge Zeit und Nerven sparen. Ich glaube einige wissen wovon ich rede und darüber bin ich mehr als froh! 

Das ganze Jahr über stehen unsere Pferde Tag und Nacht auf der Koppel, neben ein paar Tagen wie z.B. Silvester oder bei Turnieren, bei denen Sie dann mal im Stall sind gibt es wenige Pensionsställe bei denen das möglich ist. Klar gibt es auch Offenställe und andere Haltungsmöglichkeiten, bei denen die Pferde hauptsächlich auf der Weide verbringen, da ist dann aber in den meisten Fällen die Ausweichmöglichkeit in eine Box leider nicht gegeben. Dennoch sollte man sich natürlich auch die negativen Seiten eines Selbstversorger Stalls anschauen, denn es ist nicht immer nur alles toll.

Selbstversorger Stall – Ein Alptraum?

Als Alptraum würde ich es jetzt nicht bezeichnen, aber bei uns ist ein negativer Punkt, dass die Weide nicht direkt am Haus ist und wir somit immer mit dem Auto zur Weide fahren müssen und die Pferde mit dem Anhänger nach Hause fahren müssen. Der Weg zur Weide ist nicht weit, nur leider verläuft er direkt an einer Hauptstraße entlang, sodass es viel zu gefährlich wäre die Pferde ohne Anhänger nach Hause zu holen. Außerdem muss das Futter von Zuhause ja auch irgendwie zur Weide kommen… An unserer Weide gibt es keinen Wasseranschluss und auch keinen Strom, das heißt im Winter haben wir Abends kein Licht und wenn es dann mal friert und das Wasser im Wasserwagen zugefroren ist heißt es Kanister schleppen.

Stehen die Pferde mal im Stall, was bei uns eher selten vorkommt, müssen die Boxen täglich gemistet und gestreut werden, die Pferde müssen aufs Paddock gebracht und abends wieder reingebracht werden, dann muss ja auch das Paddock wieder sauber gemacht werden.

Einfach in den Urlaub fahren? Das ist gar nicht mehr so einfach, denn es ist kein Stallbesitzer und in der Regel auch kein Einsteller mehr da, der ein Auge auf deine Pferde haben kann. Wenn eure Pferde in einem Pensionsstall stehen ist es kein Problem, wenn man mal eine Woche nicht zum  Pferd geht, das einzige was einen dabei plagt wird wohl das schlechte Gewissen sein. Aber man kann sich sicher sein, dass es dem Pferd dort gut geht und es gut versorgt wird. Sollte doch mal etwas sein, kann man mit einem Anruf vom Stallbesitzer oder Stallkollegen rechnen. Wir haben keine Stallkollegen und der Stallbesitzer sind wir selbst. Wenn wir mehrere Wochen gemeinsam in den Urlaub fahren haben wir die Pferde auch schonmal zu unserer Familie gebracht oder noch einfacher: Die Pferde kommen einfach mit in den Urlaub!

Über solche Eventualitäten muss man sich auf jeden Fall vorher gründlich Gedanken machen. Denn, wer kümmert sich um die Pferde, wenn du es mal nicht kannst?

Ich finde es wichtig, viel mitentscheiden zu können wenn es um die eigenen Pferde geht. Nicht weil ich glaube, dass ich es besser weiß als andere, sondern weil ich meine Pferde am Besten kenne und glaube zu wissen, was das Beste für sie ist. Und genau darum geht es ja: Das Beste fürs Pferd! Und das beste für (fast) jedes Pferd ist Auslauf, genügend Raufutter und Kontakt mit Artgenossen, da kann man eigentlich nicht viel mit falsch machen und ich freue mich, dass wir unseren Pferden sowas bieten können. Und dabei bin ich heilfroh, dass ich mit ihnen unter einem Dach lebe, auch wenn das für mich heißt, dass ich Abstriche machen muss. Sind wir mal ehrlich: Machen wir das nicht sowieso schon für unsere Pferde?

Wie viel Arbeit fällt bei einem selbstversorger Stall an?

Pauschal lässt sich das natürlich nicht beantworten, aber um euch mal einen kurzen und groben Überblick zu verschaffen, an was man alles denken muss, liste ich euch hier mal einiges auf:

  • Mindestens 2x täglich Pferde füttern und Wasser kontrollieren
  • Pferde rein und rausbringen
  • Zäune und Weiden abgehen
  • Paddocks/ Weiden absammeln
  • Boxen misten und einstreuen (Denkt an eine Entsorgung des Mists!)
  • Reitplatz/ Reithalle schleppen, wässern und pflegen
  • Weiden schleppen/ düngen
  • Heu und Stroh oder andere Einstreu besorgen (Wie wird das abgeholt oder geliefert? Wo wird es gelagert?

Ich würde die Pferde immer wieder ans Haus holen und würde in einem Pensionsstall wohl weniger klar kommen als die Jungs! Was haltet ihr denn davon?  Habt ihr eure Pferde auch in Eigenregie am Haus stehen oder denkt ihr darüber nach? Ist es für euch eher ein Traum oder ein Alptraum?

Ich bin gespannt wie ihr das seht! Vielleicht ja auch ganz anders als ich? Also erzählt mal!

Liebe Grüße von Eva & die Handvoll Hufeisen

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3 Kommentare

  • Reply Auenländerin

    Unsere Mini-Bande hat ihren Paddock ja direkt bei uns im Garten. Das war ein großer Traum von mir und ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass wir uns diesen erfüllt haben. Ich würde die drei nirgends anders mehr haben wollen.
    Aber es gibt auch viele Seiten, die man vorher bedenken sollte.
    Letztens ist bei uns beim Sturm das Dach der Ponys kaputt gegangen. Da gab es dann niemanden, der sich darum gekümmert hat, sondern das mussten wir selber machen. Wenn irgendwas kaputt geht, ist das unser Problem und ich kann mich bei niemandem beschweren.
    Es stellt sich die Frage, was mache ich mit dem Mist? Wir haben nicht die Möglichkeit hier einen Misthaufen zu haben. Also bringen wir diesen einmal die Woche weg. Das muss aber jede Woche gemacht werden ganz toll war das als es so viel geregnet hat und wir Probleme hatten zur Abladestelle zu kommen.
    Wir haben keine Wiesen um unser Heu selber zu machen. Also sind wir auf die Lieferung durch andere angewiesen. Letztens hat uns unser Heulieferant mitgeteilt, dass er für dieses Jahr kein Heu mehr für uns hat. Was nun tun? Wo bekommt man auf die Schnelle Heu her? Wie die Ponys füttern, wenn man kein Heu bekommt?
    Durch die momentane Kälte gefriert das Wasser der Minis. Das bedeutet für uns mehrmals täglich mit warmen Wasser rausgehen und die Wassertonne auftauen.
    Momentan auch nur eine Nacht wegfahren? Geht nicht, denn dann habne die Ponys nichts zu trinken.
    Man ist für alles alleine verantwortlich und kann die Verantwortung nicht an jemand anderen abgeben und das macht manchmal schlaflose Nächte und Kopfzerbrechen, wenn etwas nicht so klappt wie man sich das überlegt hat.
    Trotzdem würde ich es immer wieder tun. Auch wenn ich viel weniger Zeit habe was mit den Ponys zu machen wie früher, verbringe ich viel mehr Zeit mit ihnen und genieße diese auch total. Ich kenn ihren gesamten Tagesablauf. Der erste Blick morgens geht zu den Ponys, denn ich kann sie vom Schlafzimmerfenster aus sehen. Ich finde das so schön und würde es trotz der vielen Arbeit und Verantwortung nicht mehr anders haben wollen.
    Liebe Grüße
    Auenländerin

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  • Reply Meine handvoll Hufeisen

    Ich finde es auch wirklich toll! Auch wenn es natürlich heißt, dass man viel mehr Arbeit und manchmal auch Sorgen hat. So ein Heuproblem hatten vor zum Glück noch nicht, aber das Wasser problem kenne ich zu gut! Wir haben an unserer Koppel weder einen Strom- noch einen Wasseranschluss und das ist jetzt im Winter natürlich wirklich problematisch.

    Trotzalldem, ich würde mich immer wieder dazu entscheiden, es gibt doch nichts besseres morgens aus dem Fenster zu schauen und seine Lieblinge zu sehen!

    Liebe Grüße von
    Eva & der handvoll Hufeisen

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  • Reply Anonymous

    Hallo, ich habe meine Pferde auch in einem Selbstversorgerstall stehen. Zwar bei einem Landwirt, aber ich muss nur über die Straße laufen und bin da. Ich habe eine weitere Stallkollegin, also drei Pferde. Und wir versuchen uns die Arbeit aufzuteilen. Ich gehe morgens vor der Arbeit, sie Nachmittags und dann haben wir beide noch eine RB, die auch mal mehr übernehmen, wenn einer von uns im Urlaub ist. Der Landwirt wirft auch immer wieder einen Blick auf die Pferde, wenn er bei sich im Kuhstall ist. Wir dürfen auch den Kühen hinterher weiden, was das Weidemanagement, sowie Zaunkontrollen um einiges vereinfacht. Aber wir haben auch Probleme, die es in einem Pensionsstall nicht gibt. Wir haben keinen Reitplatz, sondern nur Ausreitgelände. Und beim letzten Sturm hat sich nachts ein Teil der Verkleidung gelöst und im Wind gegen die Außenwand geschlagen. Die Pferde haben sich die ganze Nacht nicht rein getraut und waren trotz dicken Winterfell am nächsten Morgen nass bis auf die Haut, wir haben einen Offenstall. Und im Sommer müssen wir schauen, dass das Weidefass immer voll ist, dass sie tagsüber auch was zu saufen haben. Aber trotz einiger Nachteile würde ich nie wieder was anderes für meine Pferde wollen. Man kann im Winter auch kurz über den Schlafanzug den Winteroverall ziehen, Pferde raus tun und wieder ins warme Bett liegen. Und es ist schön, wenn man mit einem erfreuten Wiehern morgens um halb sieben begrüßt wird, wenn man das Hoftor öffnet, oder man mit der Kaffeetasse auf die Pferdeweide sitzen kann.

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